Verkehrstechnisches Institut der Deutschen Versicherer (Hrsg.), GDV Die Deutschen Versicherer: Planerheft Schulwegsicherung, Empfehlungen Nr. 14, , Bonn, aktualisierte Auflage 2004

Ein Grundlagenwerk für alle, die an der Schulwegsicherung beteiligt sind und mitplanen, also nicht nur für beauftragte Planerinnen und Planer (64 Seiten). Es enthält die bereits zur Broschüre „Informationen für Eltern“ angedeuteten verkehrspolitischen Einseitigkeiten.

Aufbauend auf die beiden Unfallursachen „Sichtbehinderungen durch parkende Fahrzeuge und/oder nicht angepasste Geschwindigkeiten der Kraftfahrzeuge“ werden anschließend die verkehrsregelnden und baulichen Maßnahmen recht ausführlich und übersichtlich dargestellt.

Wie ein roter Faden zieht sich allerdings auch durch diese Veröffentlichung die historische Aussage: „Abzulehnen sind: Fußgängerüberwege.“ Als Begündung wird auf die „Beratungspraxis“ der GDV verwiesen, die „gezeigt (hat), dass in vielen Fällen an Zebrastreifen gehäuft Fußgängerunfälle passieren....“ Besonders die „Überholmanöver“ sollen ein Problem sein. Erstaunlich, weil es ja nur eine Fahrspur pro Richtung geben darf. Die Ablehnung erfolgt generell auch für den Fall, dass sie vorschriftsmäßig gebaut wurden. Als Quelle wird dann die „R-FgÜ 84, Bonn 2001“ genannt. Abgesehen von der falschen Schreibweise haben die Autoren offenbar nicht bemerkt, dass die heute geltende R-FGÜ 2001 überhaupt nichts mehr mit der alten Richtlinie aus dem Jahre 1984 zu tun hat.

Hier machen die Herausgeber in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat e.V. (der ja bekanntlich viel Geld aus der Staatskasse bekommt) eine Verkehrspolitik, die den eindeutigen Aussagen des Bundesverkehrsministers (Herausgeber der R-FGÜ) widerspricht.

Eine abwägende Darstellung wäre für die am Schulwegplan Beteiligten hilfreicher gewesen, so wie z.B. auch nachzulesen ist: „Die Installierung einer nicht geeigneten Fußgängerlichtsignalanlage kann u.U. die Straße sogar gefährlicher machen.“ In der R-FGÜ wird einleitend sehr deutlich hervorgehoben, dass Zebrastreifen, die häufig von Kindern benutzt werden, sich Maßnahmekombinationen empfehlen (z.B. Mittelinseln, Gehwegnasen, etc.).

Bei den Ampeln hat man zwar als Quelle sogar die Teilfortschreibung der Richtlinien für Lichtsignalanlagen RiLSA aus dem Jahre 2003 berücksichtigt, die wesentlichen Änderungen gegenüber der Ausgabe 1981 aber weggelassen, die immerhin schon seit 1992 gelten. So wird die „konfliktfreie“ Ampelschaltung (getrennter Abbiegeverkehr, Rundum-GRÜN, Diagolnalquerung) schlichweg nicht erwähnt, obwohl diese gerade im Sinne der Schulwegsicherung von hoher Bedeutung ist.

Gut ist dann wieder die Schwerpunktsetzung auf die Geschwindigkeitsreduzierung mit den dafür geeigneten Maßnahmen (z.B. Aufpflasterungen, Fahrspurversätze, etc.).

Im Gegensatz zur letzten vom Bundesverkehrsministerium durchgeführten Schulweg-Kampagne anno 1979 wird in dieser Verbands-Schrift die Elternbeteiligung nicht in die oberste Priorität gesetzt: „Zunächst sind die Unfallauswertungen der Polizei heranzuziehen.“ und als „Ergänzung, auf die möglichst nicht verzichtet werden sollte“, die Elternbefragung. Das zieht sich durch den ganzen Text und ist schon ein Pradigmenwechsel beim Schulwegplan-Verfahren, der so nicht nachvollziehbar ist.

Wenn die Aussage „bisher keine wesentlichen Unfälle“ als erste und maßgebliche Grundlage im Raum steht, werden die Eltern später mit ihren „ständigen Konflikten“ und „offensichtlich gefährlichen Stellen“ bei einem deutlich von der Verkehrsbehörde, der Bau- und Planungsbehörde und der Polizei geleiteten Verfahren eher Durchsetzungsprobleme haben. Die Aussage: „Nur die Polizei hat objektive Angaben darüber, wie sicher die bestehenden Schulwege tatsächlich sind.“ ist schlichtweg falsch. Da die Hauptaufgabe eines Schulwegplanes die Konflikte-Minderung ist, sollten Unfalldaten auf gar keinen Fall eine höhere Bedeutung haben als die Analyse der Zustände bei der Querung einer Straße durch Kinder.

Wenn man die verkehrspolitischen und verfahrensmässigen Schwachstellen beachtet, enthält diese Broschüre sehr gute Hinweise und Hilfestellungen.