Befragung der Eltern und der Kinder
Die Unsicherheit und Angst der Kinder sind aus der Unfallstatistik nicht ersichtlich. Eltern und Lehrkräfte weisen in der Praxis häufig auf Gefahrenstellen hin, an denen es bisher noch nicht zu Unfällen gekommen ist. Ihre Beobachtungen und Eindrücke müssen die Grundlage dafür darstellen, Konflikte zu vermeiden und zukünftigen Unfällen vorzubeugen. Eltern sind die kompetentesten Beteiligten, wenn es um die Mängelanalyse geht, aber auch, um den Kindern angenehme Wege zu empfehlen. Deshalb ist die Eltern-Befragung stets zentraler Bestandteil eines Schulwegplan-Verfahrens.
Es ist sinnvoll, zuerst die Eltern im Rahmen eines Elternabends auf die Problematik aufmerksam zu machen und die Befragung anzukündigen. Für die Befragung sollten folgende Unterlagen zusammengestellt werden:
- ein kurzes Anschreiben an die Eltern, das wir Ihnen als PDF-Datei zum Lesen oder Downloaden und als Word-Datei zum Weiterbearbeiten zur Verfügung stellen,
- einen Fragebogen (Vorschlag für einen sehr knapp gehaltenen Fragebogen hier als PDF-Datei und als Word-Datei) und
- eine Schulweg-Skizze. Beachten Sie dabei bitte die Informationen zur Beschaffung des Kartenmaterials.
In der Literatur sind zahlreiche qualitativ und vom Umfang her recht unterschiedliche Fragebögen abgedruckt. Ein derartiger Fragebogen an alle Eltern sollte nicht mehr als ein A4 Blatt umfassen und die Antworten insbesondere über die Gefahrenstellen sollten auf gar keinen Fall durch ausgewählte Vorgaben eingeengt werden. Es kann die Beantworter ratlos machen, wenn der aufgetretene Missstand unter den genannten Punkten nicht auftaucht.(1) Sinnvoll ist es dagegen, einige der möglichen Antworten beispielhaft zu erwähnen.(2) Leider werden in den meisten Fragebögen keine positiven Orte abgefragt, die die Kinder gerne aufsuchen. Wenn diese später nicht in der Wegeempfehlung auftauchen, werden die Kinder ihre Wege eigenständig verändern. Und noch einen Mangel haben viele Fragebögen: Es wird nicht danach gefragt, ob die Eltern möglicherweise schon jetzt einen Schulweg eintragen, den sie nur gehen, weil ein kürzerer und weitgehend angenehmerer Weg z.B. an einer einzigen Stelle ein großes Problem aufwirft.
Deshalb müssen Fragebögen für Eltern und Kinder anhand des in eine Karte eingetragenen tatsächlichen Schulweges mindestens auf folgende drei Fragestellungen Antwort geben:
Wo befinden sich welche gefährlichen Stellen?
Wo befinden sich welche für die Kinder besonders attraktive Orte?
Wie würden Sie oder Ihr Kind gerne gehen, wenn es andere gefährliche Stellen nicht geben würde?
Im Hinblick auf die notwendige Auswertung umfasst der hier abrufbare Fragebogen nur eine DIN A4-Seite.
Auf dem Fragebogen ist die Namens-Angabe des Kindes wichtig, um den Lehrkräften den Überblick über die Rückläufe zu erleichtern und um evtl. Nachfragen der Auswertungsgruppe zu ermöglichen. Bei Zusammenfassungen von besonderen Aussagen sollten die Namen aus Datenschutzgründen nicht übernommen werden.
Grundsätzlich ist es sinnvoll, die Befragungen etwa ein bis zwei Monate nach dem Beginn des Schuljahres durchzuführen, dann haben sich die Schulwege der Kinder etwas eingespielt. Befragt werden sollten grundsätzlich neben den Eltern- und Kindern in der ersten Klasse auch die Schüler höherer Klassen. Kinder, die bereits eigene Erfahrungen einbringen können, berücksichtigen permanent ihre Körpergröße und das sich daraus ergebende Sichtfeld. Sie werden mitunter andere Stellen als gefährlich einstufen als die Erwachsenen und sie werden davon berichten, dass sie zumindest mitunter andere Wege benutzen. Darüber hinaus hat eine solche Befragung eine noch deutlichere verkehrserzieherische Funktion als die der Erstklässler.
In der ersten Klasse sollte der Fragebogen nach der Einschulung für die Eltern mitgegeben werden, in der zweiten Klasse können die Schüler zumindest einen Teil davon bereits in der Schule ausfüllen und dies dann durch die Eltern ergänzen lassen. Ab der dritten Klasse sollte der Fragebogen für Schüler nur noch in der Schule ausgefüllt werden. Interessant ist dann allerdings eine Vorstellung und Diskussion der Ergebnisse an einem Elternabend.
Ein Teilbefragung, um den Zeitbedarf zu reduzieren, sollte nicht durchgeführt werden, da ohnehin nur ein Teil der Antworten zu verwertbaren Ergebnissen führt. Letztlich geht es darum, eine Schulwegempfehlung für jeden einzelnen Schüler der Schule aussprechen zu können.
Quellenangaben
Zu den Angaben und Zitaten auf dieser Seite finden Sie hier die Quellenangaben.
Beschaffung des Kartenmaterials
Für die Erstellung eines Schulweg-Grundplans und den darauf aufbauenden Schulwegplan ist zunächst einmal gutes Kartenwerk die wichtigste Voraussetzung.
Die Deutsche Grundkarte ist für Stadtgebiete im Maßstab 1:2.500 und für weniger dicht besiedelte Regionen im Maßstab 1:5.000 für Behörden kostenfrei beim zuständigen Liegenschafts- oder Katasteramt erhältlich. Kopien der entsprechenden Karten und Kartenabschnitte sollten zusammengeklebt und als Arbeitsgrundlage zumindest auf einen großen Karton geklebt oder besser an eine Roll-Tafel geheftet werden. Bei einem städtischen Einzugsgebiet mit einem durchaus üblichen Radius von einem Kilometer ergibt sich für den Schulweg-Grundplan bereits eine Fläche von etwa einem Quadratmeter.
Die an die Eltern zur Eintragung des Schulweges weitergegebenen Karten-Ausschnitte sollten das Format A3 nicht überschreiten. Beim Einzugsgebiet mit einem Radius von einem Kilometer ergibt sich aufgrund des Papierformates ein Maßstab von ca. 1:7.500, d.h. eine auf etwa 1/3 verkleinerte Grundkarte. Handlicher ist es, wenn das Format A4 eingehalten werden kann, ein Maßstab kleiner als 1:10.000 sollte allerdings nicht verwendet werden. Die Angabe eines geraden Maßstabes ist bei den Karten für die Eltern nicht wichtig. Verwendet werden sollte aber auf gar keinen Fall eine vergrößerte Kopie eines Ausschnittes aus einem üblichen Stadtplan. Hier sind in der Regel zu viele Informationen enthalten, die unnötig sind oder verwirren.
Der Karten-Ausschnitt ohne Eintragungen sollte bereits die gleiche Form haben wie der später verteilte Schulwegplan mit Eintragung der empfohlenen Wege. Das erleichtert den Kindern und Eltern, ihre Angaben leicht wiederzuerkennen bzw. Änderungsvorschläge wahrzunehmen.
Zu beachten ist, dass die Einzugsgrenzen für Schulen z.B. durch thematische Schwerpunktsetzungen oder Schulschließungen häufig nicht mehr so eindeutig definierbar sind. Das bedeutet, es sind mitunter auch noch angrenzende Gebiete und vor allem die Wege von den Haltestellen öffentlicher Verkehrsmittel einzubeziehen.
Informieren Sie sich nun bitte über das Verfahren und die Voraussetzungen bei der Erstellung eines Schulwegplanes, die folgende Analyse der Schulwege und die eigentliche Erstellung des Schulwegplans.
Analyse der Schulwege
Wissen über die Schulwege zusammentragen
Drei Analyse-Schritte sind in der Regel zur Vorbereitung der Erstellung eines Schulwegplans erforderlich, ein vierter Schritt ist mitunter sinnvoll:
1. Eine möglichst viele einbeziehende Elternbefragung
2. Die sorgfältige Auswertung der Befragung
3. Berücksichtigung weiterer Erkenntnisse
Nach der Durchführung der Analyse hat Ihre Schule nun einen Schulweg-Grundplan, der für Diskussionen und Entscheidungen die Grundlagen liefert.
Als nächstes geht es um die Erstellung des Schulwegplans. Er wird Wegeempfehlungen enthalten und Gefahrenstellen benennen.